Raffinierte Bestäubung beim Gefleckten Aronstab
Uringeruch und Gleitfalle
Der Gefleckte Aronstab (Arum maculatum) ist eine ausdauernde krautige Pflanze in feuchten Laubwäldern. Er blüht von April bis Mai. Für die mitteleuropäische Flora wirkt sein Blütenstand recht sonderbar – ist aber für diese Pflanzenfamilie der Aronstabgewächse (Araceae) üblich. Ein einzelnes Hochblatt, die Spatha, umgibt den sogenannten Kolben. Es entsteht die Form einer Kesselfalle. Dies ermöglicht eine komplizierte Art der Bestäubung. Auf dem Foto ist der freigelegte Blütenstand des Aronstab zu sehen.
Ganz schön ausgeklügelt – das Innenleben des Gefleckten Aronstabs
Unter dem Kolben befinden sich zuerst eine Reihe steriler Blüten (Reusenhaare). Darauf folgt ein Kreis rein männlicher Blüten und zuunterst, wo sich der Aronstab bauchig erweitert, stehen zahlreiche weibliche Blüten.
Das Parfüm des Aronstab erinnert Urin. Für menschliche Nasen unangenehm, für die Bestäuber das Lockmittel der Wahl. Für die möglichst effiziente Verteilung des Geruchs hat der Aronstab ein besonders wirksames Hilfsmittel. Der Kolben heizt in der kühlen Frühlingslust auf und verbreitet so den Lockstoff. Der Kolben kann 15°C über Umgebungstemperatur erwärmt werden. Abends lockt der harnartige Geruch sogenannte Schmetterlingsmücken in die Falle. Haben die Mücken erst einmal das Hochblatt gefunden, können sie sich an den öligen Wänden nicht festhalten und fallen hinab in den Kessel. Die sterilen Blüten bilden eine Reuse und verhindern das Herausfliegen der Gefangenen.
Die weiblichen Blüten sind bereit den mitgebrachten Pollen aufzunehmen. Im Verlauf der Nacht explodieren die Staubbeutel der männlichen Blüten und die gefangenen Schmetterlingsmücken werden mit Pollen eingepudert. In den frühen Morgenstunden ist der Spuk vorbei. Jetzt öffnet sich die Reuse und auch die Öltröpfchen an den Wänden sind verschwunden. Die gefangenen Bestäuber können wieder entweichen.
Nach der Blütezeit entwickeln sich leuchtend rote Beeren an einem aufrechten Fruchtstand.
Mehr Informationen: Pflanzenportrait auf der wildwuchs-Homepage
Verantwortungsart
Für den Gefleckten Aronstab (Arum maculatum) ist Deutschland in hohem Maße verantwortlich. Aktuell ist er noch häufig anzutreffen und wird als ungefährdet eingestuft.