Erhaltungs- und Vermehrungskulturen
Aus der Natur in den Garten und zurück
Eine Erhaltungskultur dient der Erhaltung von gefährdeten, und oft vom Aussterben bedrohten Wildpflanzenarten. Sie ist eine Absicherungsmaßnahme zur Bewahrung einer Art außerhalb ihres natürlichen Lebensraumes.
Die Verbundpartner unseres WIPs-Projektes legen Erhaltungskulturen von dokumentierten Wildherkünften in Botanischen Gärten an. Langfristiges Ziel: Die Pflanzen erhalten und gegebenenfalls wieder in die Natur bringen, sofern die Lebensbedingungen dort geeignet sind. Für Wiederansiedlungen sind oftmals Vermehrungskulturen erforderlich. Das heißt, es werden kurzfristig Pflanzen in großer Stückzahl für die Auspflanzungen angezogen.
Die Erhaltungs- und Vermehrungskulturen ausgewählter Populationen der Verantwortungsarten sind neben der Saatguteinlagerung die zweite Maßnahme zur Erhaltung von gefährdeten Pflanzenarten innerhalb unseres Projektes.
Anlage von Erhaltungskulturen
Doch Wildpflanzen mal eben so in Kultur nehmen ist nicht so einfach, wie es sich anhört. Deren Kulturbedingungen sind naturgemäß artspezifisch und können sehr unterschiedlich sein. Die Anlage und Pflege solcher Kulturen bedarf besonderer Sorgfalt, gärtnerischer Expertise und genauer Kenntnisse der Biologie und Ökologie der Arten. Wichtig sind Kenntnisse der Standortansprüche, des Bestäubungstyps und der Lebensdauer.
Für den Aufbau von Erhaltungs- und Vermehrungskulturen sind eine Reihe von Faktoren zu beachten, um die jeweilige genetische Vielfalt der Ursprungspopulation so gut wie möglich zu erhalten. Die Art soll ihre spezifische lokale Anpassung nicht verlieren und sie soll sich auch nicht den künstlichen Standortbedingungen im Garten anpassen. Unerwünschte Einkreuzungen anderer Populationen oder gar fremder Arten müssen unterbunden werden. Ebenfalls ist bei der gärtnerischen Arbeit zu beachten, dass nicht unabsichtlich oder absichtlich selektiert wird.
Qualitätsstandards
Aus den bisher gewonnenen Erfahrungen zu den Bedingungen für die Anzucht von Pflanzen für Erhaltungs- und Vermehrungskulturen erarbeiteten wir die Handreichung „Allgemeine Qualitätsstandards für Erhaltungskulturen gefährdeter Wildpflanzen“
Ansprechpartner: Daniel Lauterbach, Botanischer Garten Potsdam
Mail: daniel.lauterbach(at)uni-potsdam.de
Netzwerken
Im Projekt sind die Erhaltungskulturen nicht auf die Gärten unserer fünf Verbundpartner beschränkt. Verschiedene Populationen der Verantwortungsarten werden in weiteren Gärten kultiviert; möglichst in der Region, aus der die Population stammt. So wollen wir erreichen, dass die regionale Anpassung der jeweiligen Population bestmöglich erhalten bleibt. Acht weitere Botanische Gärten betreuen mittlerweile 41 Erhaltungskulturen von 14 Verantwortungsarten. Über die AG Erhaltungskulturen des Verbandes Botanischer Gärten findet ein reger Informationsaustausch statt.
Wir werden die Netzwerkpartner künftig in loser Reihenfolge hier im Blog vorstellen