Aus dem Arbeitsalltag
Was lagert in den Regalen einer Saatgutbank?
In Saatgut-Genbanken (englisch „seed bank“) werden getrocknete Pflanzensamen in tiefgefrorenem Zustand dauerhaft konserviert. Sie dienen dann aus Ausgangsmaterial für Forschung, Wissenschaft oder Artenschutzmaßnahmen. Durch die Einlagerung möglichst vieler Pflanzensamen wird auf engstem Raum die Sicherung einer großen genetischen Variation einer Pflanzenart ermöglicht.
Welche Arbeitsschritte sind von der Sammlung bis zur Einlagerung nötig?
Die gesammelten Früchte und Samen werden im Labor vorgetrocknet. Wir reinigen sie fachgerecht, bevor sie mit Hilfe von Silikagel bis zu einer Restfeuchte von 3-5% trocknen. Anschließend lagern wir die Samen bei minus 20°C ein. Durch den Wasserentzug wird die Stoffwechselaktivität des Embryos im Samen so weit reduziert, dass er Jahrzehnte am Leben bleiben kann. Aber nicht jeder Same kann so gelagert werden. Für die Langzeitlagerung sind nur austrocknungsresistente (orthodoxe) Samen geeignet.
Neben der Einlagerung von Samen führen wir weitere wissenschaftliche Untersuchungen durch, die Informationen über Qualität und Ökologie des Saatguts liefern. Dazu gehören Untersuchungen zur Keimungsökologie, zum Dormanzverhalten, zur Lebensfähigkeit, Langlebigkeit und Samenalterung, zur Samenqualität und Samenmorphologie.
Letztlich ist eine umfangreiche Dokumentation der Herkunft der Akzessionen wichtig.
Die Aufbereitung und Einlagerung erfolgt in unseren Saatgutbanken nach den Empfehlungen und Protokollen des European Seed Conservation Network ENSCONET
Saatgut-Genbank im Naturschutz
Oberste Priorität im Artenschutz ist der Schutz der natürlichen Lebensräume und somit der Schutz der Arten an ihren Standorten. Die Sicherung von Saatgut in Saatgutbanken dient als „Lebensversicherung“. Sozusagen als letzte Absicherung gegen den unwiederbringlichen Verlust von Arten und deren genetischer Vielfalt in der Natur. Die Aufzucht und Vermehrung von Pflanzen aus diesem Saatgut in Botanischen Gärten kann die jeweilige Population stärken.
Für diesen Zweck sammeln alle WIPs-Verbundpartner bundesweit Samen und Sporen der Verantwortungsarten zur Lagerung in den vier regionalen Saatgutbanken Berlin, Mainz, Osnabrück und Regensburg.
Auf unseren Wildwuchs-Seiten erklären wir die Frage „Was passiert in einer Saatgutbank?“ anschaulich in einem kurzen Video. Schauen Sie mal rein.